Mona Lisa in Bangoulap: Die Fabel vom Weltmuseum

Im Juli 2014 traf ich Seine Hoheit Yonkeu Jean aus Kamerun. Bob (Yves-Pascal) von der Fondation Gacha stellte mich ihm vor. Da ich mich zu dieser Zeit in Bangoulap aufhielt, was zu seinem Königreich gehörte, war es geboten, ihm durch meinen Besuch den angemessenen Respekt zu erweisen.
Gehört dringend verfilmt. Das wäre so ein Filmspagat, der sauschwere Themen mit dem passenden Humor angeht, so dass man sich gern und anschließend tief mit dem Thema auseinandersetzen mag. Wann hat man denn bitte bei einer Debatte zum Thema des kulturellen Erbes der Kolonialzeit zuletzt laut lachen können? Hier! Aber wem gehört denn nun die Kunst der ehemaligen Kolonien? Wer muss was zurückgeben und wer sollte kostenfrei Zugang erhalten? Und was bedeutet Zugang? Kunstwerke zurückgeben oder leihgeben? Oder Besucher kostenlos einfliegen? Alles beginnt damit, dass die Hoheit aus Kamerun sich darüber wundert, in einem Pariser Museum Eintritt gezahlt zu haben, obwohl doch dort Kunstwerke seiner Vorfahren ausgestellt würden. Aus einfachen Fragen wird Abgeordneten-Ping-Pong, wird ein sehr besonderer Ansatz, mit Kultur Grenzen abzubauen.
Sie wissen wie ich, dass der Thron von Bangoulap eines der Meisterwerke des Museums ist. Weshalb er in fast allen Flyern abgedruckt ist und im letzten Jahr für die Plakate ausgewählt wurde, welche man an die Schulen verteilte. […] Wir können uns nicht leisten, die Unesco gegen uns zu haben.
Mit diebischer Freude walzt Arno Bertina im fiktionalen Stück die theoretischen Möglichkeiten da aus, wo sie praktisch politisch absurd werden und juristisch unklar liegen.
man stelle sich vor, die Quechua forderten im Namen der Inka alle […] ausgestellten Objekte und Schmuckstücke zurück […] Urplötzlich stand auf einmal die ganze Welt kurz davor, kostenlos zu werden ...
Lesenswert, mit nur 41 Seiten in einem Rutsch weggelesen und ein bisschen Französisch und Geografie gleich mit trainiert. Wie eingangs erwähnt, ist es schon fast ein Drehbuch. Die Fabel wurde zwar noch nicht verfilmt, aber das Essay, das als Nachwort im gleichen Buch (Übersetzung: Savoy) zu finden ist, war neulich schon im Fernsehen. Bei Jan Böhmermann (Link: https://www.zdf.de/comedy/zdf-magazin-royale/interview-benedicte-savoy-100.html) spricht Prof. Dr. Bénédicte Savoy im Zusammenhang mit dem kürzlich eröffneten Humboldt-Forum ebenfalls wieder mit scharfen Worten über die Bedeutung von transparenter Provenienz, Transfer von Artefakten und über die Restitution von Beutekunst. Mit 21 Seiten nimmt das Essay ein Drittel des Buchs ein und liest sich auch für fachliche Laien angenehm. Sie bezieht sich auf Bertinas Fabel, ohne sie tot zu analysieren, und gibt Überblick und Kontext. Ist natürlich nicht witzig, aber freundlich und kompetent.
Auch das zukünftige Humboldt-Forum in Berlin wird gut daran tun, sich diesen Fragen zu stellen und sie nicht leichtfertig mit den schönen Phrasen der Museumskommunikation zu überpinseln.
Fazit: Wird hoffentlich im Museumsshop des Berliner Humboldt-Forum angeboten.

Mona Lisa in Bangoulap: Die Fabel vom Weltmuseum

75 Seiten, € 12,00, gebunden
Matthes & Seitz, ISBN 978-3957573469
aus dem Französischen von Bénédicte Savoy

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Rezensiert von Anna Gierden