von Margit Schreiner
Die Tiere von Paris
Wenn du den Typ erst los bist, wird alles besser, denkst du zuerst. Du kannst deine Zeit besser einteilen, du kannst kochen, wann und was du willst, und niemand redet dir in die Erziehung des Kindes rein.Der Inhalt in Kürze: Alleinerziehende Mutter berichtet aus ihrem Leben zwischen Ex, Kind und Arbeit. Was auf den inneren Kern heruntergebrochen schon langweilig und außerordentlich lapidar klingt, wird auch dadurch nicht besser, dass man diesen »Plot« auf knappe 200 Seiten auswalzt.
Margit Schreiners Roman »Die Tiere von Paris« soll wohl so etwas wie ein ironischer Zeitkommentar sein. Mit schier nicht enden wollender Quasi-Lockerheit konstruiert die Autorin sich hier einen Lebenslauf zusammen, der wirklich kein noch so dumpfes Klischee unberührt lässt: Zuerst zerbricht die Liebe, dann die Ehe, am Ende steht eine Scheidung und die Frage ums Sorgerecht. Das Kind kommt zur Mutter und diese weiß vor Arbeit und Kinderhüten nicht, wo ihr der Kopf steht. Stark, wie die Mama sich nach außen hin aber gibt, wird natürlich immer aus allem das Beste gemacht, der Kopf wird irgendwie pädagogisch beansprucht, aber niemals hängen gelassen. Es folgen unerwünschte Urlaube beim Papa, eine unerträglich frühreife Tochter und die Frage, woher Mutti nur das Geld für die Musikschule nehmen soll. Diese Liste ließe sich munter fortführen.
Was den Roman neben diesen stereotypen Abziehbildchen einer »Ich bin eine moderne Frau und gehe meinen Weg ganz allein«-Rollenverklemmtheit aber wirklich so belanglos macht, ist die Tatsache, dass all diese ausgetretenen Rollenbilder nichts, aber auch wirklich gar nichts zum eigentlichen Inhalt beizutragen haben. Alles ist von vorne bis hinten nur Effekthascherei und Kulisse, die Hauptfigur hangelt sich lustlos von Seite zu Seite und zieht ihre eigene Antriebslosigkeit hinter sich her. So künstlich das ganze Arrangement wirkt, so blutleer und fadenscheinig gibt sich auch die Protagonistin. Es gibt weder Motive noch den Ansatz einer Charakterbildung.
Selbstverständlich können all die beschriebenen äußeren Umstände tatsächlich zu einem ernsten Problem werden. Und sicher gibt es da draußen viele, viele Mütter, die vor ähnlichen Problemen stehen und täglich eine ganz erstaunliche Stärke an den Tag legen, um eben diesen zu begegnen. – Nur, um eben diese Mütter geht es hier nicht. Margit Schreiner hat vielmehr einen so derartig unechten Prototypen von alleinerziehender Mutter ersonnen, dass man als Leser irgendwann instinktiv den Kopf ausschaltet und gar nicht mehr wissen will, was als nächstes passiert; denn dass der nächste Rückschlag natürlich immer noch einen draufsetzen muss, ist schnell klar.
Geschildert wird all dieser Unfug in der zweiten Person, das soll wohl so was wie Nähe zum Leser aufbauen. Klappt nur leider nicht, weil sich kein Leser mit einem Holzklotz identifizieren kann und will.
Dass der Roman sprachlich ebenfalls nicht das Geringste zu bieten hat, überrascht dann auch kaum mehr.
Die Tiere von Paris
von Margit Schreiner
Rezensiert von Alexander Schau
Alex lebt schon eine Weile nicht mehr in Leipzig, liebt aber immer noch Ebooks und liest eigenen Angaben zufolge durchschnittlich 6,73 Bücher pro Monat. Paulo Coelho findet er immer noch widerlich, daran hat auch der Umzug nichts geändert.