Sternstunden der Bedeutungslosigkeit

Das ist das Ende.
Ja das Buch geht tatsächlich mit diesem Satz los. Es endet übrigens mit dem Satz: "Und damit fängt die Geschichte an."
Zwischen diesen beiden Sätzen befinden sich 34 vom Leben prall gefüllte Kapitel, die aber keine Geschichte erzählen, sondern schöne skurrile Alltagsbegebenheiten.
Michael Sonntag, genannt Sonntag ist ein depressiver Kunststudent und fühlt sich endlos überflüssig. Die Lebenskonzepte, die er kennt, passen für ihn nur sehr bedingt, und so vertut er sich auf Parties, bei Frauen, mit Freunden, bei Beobachtungen der Außen- und Innenwelt.
Müßiggang in Vollendung.
Schamoni schafft dabei herrlich absurde Bilder, die voller Kraft und Poesie sind, allerdings auch immer mit der Grenze des guten Geschmacks, und der, der Glaubwürdigkeit spielen. So schluckt Sonntag am Anfang einen lebendigen Fisch, den er in sich versucht am Leben zu erhalten, oder er hält eine Tasse Kaffee, den “Kaffee der Liebe” über Monate warm, da er glaubt, erst wenn der Kaffee kalt ist, ist die Sache mit der Ex wirklich vorbei. Und warum man sich ab und an ein Bein grün anmalen sollte und das gut unter der Hose verstecken, wird nebenbei auch erklärt.
Ich kriege von Sambuca immer ein grünes Bein.” Jetzt muss sie lachen. Wir heben unsere Gläser. (...) “Was ist jetzt mit Deinem Bein?” (...) Ich ziehe das Linke Hosenbein hoch, meine Augen nehmen langsam einen erschreckten Ausdruck an. Sie hat gar nicht erst nach unten geschaut, reagiert jetzt aber auf meinen Blick, und senkt den ihren. Ich sehe ein Erstaunen in ihren Augen. Verblüffung, Erschrecken. (...) Die grüne Farbe, die notwendig war, um die rotschwarze Farbe hier ins Bett zu bekommen. (...) Ich hasse Schminke. Douglas-Planet der Lüge.
Schamoni erklärt oder rechtfertigt rein gar nichts in diesem Buch und das heißt, dass man das Thema verstehen wollen muss, sonst bleibt das Ganze ein Buch mit sieben Siegeln.

Obwohl mich das Buch völlig begeistert hat, kann ich es nicht mit reinem Gewissem jedem empfehlen. Oma zum Beispiel gar nicht.

Sternstunden der Bedeutungslosigkeit

256 Seiten, € 8,99, broschiert / kartoniert
Rowohlt, ISBN 978-3499247262

Rezensiert von Anna Gierden