5 Fragen an Peter Stamm

1. Welches Buch hätten Sie gern selbst geschrieben?

Cesare Pavese: »Junger Mond«. Weil’s ein wunderbares Buch ist.

2. Welches Buch nimmt bei Ihnen unnötig Platz weg, ist aber immer noch da?

Na ja, ich weiß nicht ... ein Lexikon? Ich hab noch ein Taschenbuchlexikon, aber andererseits ist es auch schön, noch eines zu haben. Sonst noch irgendwelche komischen Reiseführer von Orten, an die ich nie mehr hinfahren werde. Ich hab so große Mühe Bücher wegzuschmeißen.

3. Wann sind sie mit einem Buch zufrieden?

Das ist komisch, das ist weniger eine Frage der Zufriedenheit. Das ist eher so, als würde das Buch sich von mir trennen. Je länger ich daran arbeite, desto mehr verschließt es sich und irgendwann gibt’s einen Punkt, an dem man nichts mehr dran ändern kann. Dann ist es fertig, ob’s nun gut oder schlecht geworden ist.

4. Sind Sie schon einmal einem Buchinhalt nachgereist?

Darüber haben wir gerade gestern gesprochen, lustig ... Und nach langem Hin und Her haben wir uns dann darauf geeinigt, also ich und ... ich weiß gar nicht mehr, wer ... dass man oft, wenn man über einen Ort liest, gar nicht mehr unbedingt dahin fahren will, weil das dann oft auch eine Enttäuschung ist. Ich hab zum Beispiel als Kind »Der Kurier des Zaren« von Jules Verne gelesen und fand’s ganz, ganz spannend. Und als ich dann in Sibirien war, dachte ich: Na ja, eigentlich hätte ich nicht hier her kommen sollen. Es war schon eine tolle Reise, aber letztlich war das Sibirien von Jules Verne viel aufregender als das, was ich dort gesehen habe.

5. Wer oder was verführt Sie zu Büchern?

Die Bücher selbst, würde ich sagen. Es gibt schon auch Autoren, die man trifft und die einem so gut gefallen, dass man sich sagt: Von dem würde ich gern mal ein Buch lesen. Aber es kann dann auch sein, dass das Buch einem nicht gewachsen ist oder umgekehrt: Dass der Mensch einem unsympathisch ist und das Buch trotzdem schön.
Wir haben »Blitzeis« und »An einem Tag wie diesem« von Peter Stamm rezensiert.

Foto: Sophie Kandaouroff